Poster zu Deine letzte Stunde bei Netflix

Seit 11.12.2020 auf Netflix

Mit: Inma Cuesta, Bárbara Lennie, Tamar Novas

Regie: Carlos Montero


Story:

Eine Lehrerin tritt eine neue Stelle an. An ihrer neuen Schule kam es vor einigen Wochen zu einem verdächtigen Todesfall. Bald bangt sie um ihr eigenes Leben.



Serien Kritik:

von Ilija Glavas

Nervige Charaktere in einem unausgewogenen Erzählkonzept

An einem neuen Ort neu anzufangen ist immer schwierig, vielleicht sogar noch schwieriger, wenn man Lehrer ist und sich mit den örtlichen Kids herumschlagen muss.

Stellt euch also vor, dass eure Vorgängerin Selbstmord begangen hat oder vielleicht von einem ihrer Schüler ermordet wurde – und dass sich immer wieder Drohbriefe unter die Prüfungsaufgaben mischen. Das ist der Aufhänger des achtteiligen spanischen Kleinstadtkrimis „Deine letzte Stunde“ .

Auch wenn es nicht ganz so fesselnd ist, wie es sein könnte, dank einiger ausgesprochen unsympathischer UND nerviger Charaktere und eines uneleganten Erzählkonzepts mit zwei Zeitebenen, bieten die Twists etwas Spannung bis zum Schluss.



Seifenoper trifft auf Krimi

Die neue Lehrerin – und damit vordergründig die Protagonistin, ist Raquel (Inma Cuesta), die mit ihrem Mann German (Paul Galliano), der dort aufgewachsen ist und dessen Eltern noch immer ein Restaurant besitzen, in die Kleinstadt Galicien zieht.

Sie weiß nicht, dass die Frau, die sie ersetzt, Viruca (Barbara Lennie), Selbstmord begangen hat, nachdem es zu einigen unappetitlichen Vorfällen mit ihren Schülern gekommen war. Insbesondere mit dem „Bad Boy“ Iago (Aron Piper), seiner treuen – und verschlossenen – rechten Hand Roi (Roque Ruiz) und der unverblümt – feministischen Aktivistin Nerea (Isabel Garrido).

Unnötig zu sagen, dass sie, dank der Klasse, die ihre Abneigung offen zur Schau trägt, dem lokalen Klatsch und dem Beharren von Virucas obsessivem Ex-Ehemann Mauro (Roberto Enríquez), ziemlich schnell herausfindet, dass seine Frau ermordet wurde.


Deine letzte Stunde ©Netflix
©Netflix

An manchen Stellen zu dick aufgetragen

So wird „Deine letzte Stunde“ schnell zu einem Whodunit – Krimi, in dem Raquel den Tod von Viruca untersucht und dabei versucht, sich gegen Mobbing zu wehren. Carlos Montero hat die Serie nach seinem eigenen Roman adaptiert, alle Episoden geschrieben und bei den ersten beiden Regie geführt, so dass man sich keine Sorgen um die Geschlossenheit der Adaption machen muss.

Aber das gleichmäßige Tempo, die manchmal unklaren zeitlichen Übergänge und die entschieden, auf Dauer nervigen Charaktere, sind hier eine Einstiegshürde.

Acht gehaltvolle Episoden sind vielleicht auch ein paar zu viel. Nichtsdestotrotz sind eine teilweise gute Darstellung und ein angemessen, verworrenes Mysterium akzeptierbare Schauwerte.

Mit Arón Piper und einem Teil des gleichen Kreativteams, gibt es hier einen Hauch von Netflix‘ eigener Serie Elite. Die Kids aus beiden Serien, ähneln sich in ihrer Offenheit zu sexuellen und Coming Of Age Themen. Damit bleibt „Deine letzte Stunde“ der Seifenoper-artigen Basis von Elite treu und ist trotzdem aktuell genug, um das gleiche Publikum anzuziehen.



Fazit: An einem Streaming-Wochenende, an dem der japanische Anime „Alice in Borderland“ die Aufmerksamkeit von Netflix auf sich zieht und „The Wilds“ auf Amazon läuft, ist es schwer vorstellbar, dass diese Serie groß in Erinnerung bleiben wird.

„Deine letzte Stunde“ hat ein solides, verworrenes, dunkles Geheimnis, aber sein langsames Tempo, seine erschwerende und unelegante Erzählstruktur, halten einiges zurück. Dazu gesellt sich die nervige Darstellung einiger Figuren, die das Seherlebnis ungemein belasten. Auch wenn es, dank Twists, etwas spannend anmutet – fehlt es an erzählerischer Ausgewogenheit.

Wertung: 6 / 10


Der spanische Original Trailer zu „Deine letzte Stunde“


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