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Ein Mann Namens Otto Filmplakat

Genre: Tragikomödie | Produktion: USA 2022 | Laufzeit: ca. 127 Minuten | Regie: Marc Forster

Mit: Tom Hanks, Mariana Treviño, Rachel Keller, Juanita Jenning, Manuel Garcia-Rulfo, Mack Bayda, Truman Hanks u.a


Inhalt: Otto Anderson (Tom Hanks) ist ein griesgrämiger Witwer, der allein in einem Vorort von Pittsburgh, Pennsylvania, lebt und sein Leben schon fast abgeschrieben hat. Als jedoch eine lebhafte mexikanische Familie auf der anderen Straßenseite einzieht, taut Ottos kaltes Herz langsam auf.

© Sony Pictures Germany

Der schwedische Film Ein Mann namens Ove aus dem Jahr 2015 – nach dem gleichnamigen Roman von Fredrik Backman – ist eine ausgesprochen skandinavische Art von Wohlfühlfilm, bei dem der Held sich regelmäßig versucht, das Leben zu nehmen.

In seinem Heimatland wurde er zu einem Riesenhit, der vor allem für seinen grimmigen Anti-Helden und seinen morbiden Sinn für Humor bekannt ist. Er ist bis heute der dritterfolgreichste Film aller Zeiten an den schwedischen Kinokassen. Zwangsläufig kam Hollywood auf die Idee, den Film zu adaptieren.

Menschliche Dinge schafft es leider nicht seine Ideen vollständig auszubauen

Wie viele englischsprachige Remakes rechtfertigt auch Ein Mann namens Otto nicht unbedingt seine bloße Existenz. So fragt man sich, warum die Zuschauer nicht einfach auf das Original verwiesen werden, wo doch Filme so leicht online abrufbar sind. Andererseits ist mit Tom Hanks ein bedeutender Besetzungscoup gelungen.

Das letzte Mal sah man ihn so griesgrämig, als er erklärte, dass beim Baseball nicht geweint wird. Hier genießt er es ganz offensichtlich, gegen seinen eigentlichen Film Typ zu spielen, indem er seine Rolle als „Amerikas Papa“ aufgibt, um in Ottos Pantoffeln zu schlüpfen.

© Sony Pictures Germany

Tom Hanks brilliert als Misanthrop und Anti-Held

Die Darstellung ist gewohnt exzellent, misanthropisch und doch gutherzig, und Hanks versteht es, die Menschlichkeit der Figur herauszuarbeiten und hervorzuheben. Besonders geschickt ist er darin, zu lächeln, ohne jemals sein Stirnrunzeln zu verlieren.

Er ist sogar so brillant, dass der Film darunter leidet, wenn er nicht auf dem Bildschirm zu sehen ist. Zweifellos ist es eine nette Idee, Hanks‘ leiblichen Sohn Truman in wiederholten Rückblenden die Rolle des jüngeren Otto spielen zu lassen, um dessen frühes Leben und seine Ehe mit Sonya (Rachel Keller) näher zu beleuchten, doch sind diese Szenen bei weitem die schwächsten, denn sie sind kitschig und übermäßig rosarot und beeinträchtigen das Tempo des Films.

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Die Gratwanderung zwischen den komödiantischen Elementen und den Szenen eines Selbstmordversuchs ist ein ständiges Hin und Her. Und trotz der schärferen Konturen gelingt es Regisseur Marc Forster nicht ganz, die Klischees zu überspielen.

© Sony Pictures Germany

Niemand ist ein Versager, wenn er Freunde hat

Abgesehen von Hanks sind es die Schauspieler, die diesen durchweg sympathisch machen.

So gibt es eine großartige Rolle für Juanita Jennings als Ottos entfremdete Nachbarin und eine überraschend bewegende Nebenhandlung über einen Trans-Teenager in Ottos Umfeld, der von Trans-Schauspieler Mack Bayda verkörpert wird.

Besonders hervorzuheben ist die mexikanische Schauspielerin Mariana Treviño in der Rolle von Marisol, der Mutter einer neu zugezogenen Familie, die Otto gegenüber wohnt. Ihre Lebensfreude und ihr Charme verleihen einem vermeintlich trostlosen Film Wärme und Herz. Die „Es ist ein wunderbares Leben“-Botschaft, die sich am Ende offenbart – dass niemand ein Versager ist, wenn er Freunde hat – ist schließlich schwer zu übersehen.

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Fazit: Der Film schafft es nicht ganz, seine gegensätzlichen Stimmungen auszubalancieren, aber dank der überzeugend griesgrämigen Darstellung von Tom Hanks – und der ebenso überzeugend heiteren von Mariana Treviño – ist er eine sehr sehenswerte Interpretation des Subgenres „Dem Leben eine neue Chance zu geben“.

Film Bewertung 7 / 10

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