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Sigourney Weaver und Margaret Qualley bei der Pressekonferenz in Berlin.

Film: My Salinger Year
Regie: Philippe Falardeau
Kinostart unbekannt
Länge: 101 min
FSK: unbekannt


Filmkritik

von Nicola Scholz

My Salinger Year: Die angehende Schriftstellerin Joanna hat schon immer von einem Leben in New York geträumt und nun als junge Erwachsene lässt sie diesen Traum endlich wahr werden. Nur mit der Schriftsteller Karriere will es nicht so klappen. Dafür bekommt sie einen Job als Assistentin einer angesagten Literaturagentin. Margaret vertritt unter anderen J. D. Salinger, den Autor von „Der Fänger im Roggen“.

Dieser lebt seit seinem Erfolg eher zurückgezogen, Fanpost die noch immer im Verlag eintrudelt wird nun von Joanna abgefertigt, mit klaren Worten des letzten Jahrhunderts. Zudem hasst Margaret modernste Technik, so müssen alle ihre Mitarbeiter noch auf Schreibmaschinen arbeiten und dürfen auf keinen Fall Kapuzenpullis tragen. Joanna sehnt sich nach mehr als nur dem Abtippen von Tonbandkassetten.

Da taucht unverhofft Salinger auf, zumindest seine Stimme am Telefon, er will wieder ein Buch verlegen. Joanna wittert ihre Chance Margaret zu beweisen das sie mehr kann und darüber lernt sie gleichzeitig sich selbst besser kennen. Als realtiv simples Werk stellt sich der diesjährige Eröffnungsfilm der Berlinale heraus. Und dennoch trifft er einige warme Noten. Im Groben, erinnert er ab und zu an „Der Teufel trägt Prada“ nur -dass es hier nicht um die Modewelt geht, sondern um die Buchwelt.

Aufbruch in die Welt der Veränderung

Und genau das hat gleichzeitig erfrischende Seiten an sich im wahrsten Sinne des Wortes. Wir träumen und hinweg in das geschriebene Wort, genauso wie unsere Hauptfigur Joanna, welche noch nie „der Fänger im Roggen“ gelesen hat, aber von den Fanbriefen zutiefst berührt ist. Sie will ausbrechen aus längst verstaubten Traditionen. Und irgendwo spiegelt der
Film hier auch die Wirklichkeit wieder. Nicht nur die Buchwelt muss sich durchaus immer wieder neu erfinden, sondern auch der Film. Die Leute ächzen nach mehr, nach Neuem.

Eine Autorin im Film schreibt plötzlich statt Kinderbücher, ein Buch für Erwachsene. Zum Schock von Margaret. Aber wieso nicht, denkt sich Joanna – welche Fan der Autorin ist. Und so gibt es durchaus Parallelen zur heutigen Welt, zum echten Verlagswesen und zu grantigen älteren Damen, die an alten Strukturen festhalten wollen.

Aber auch darüber hinaus funktioniert der Film. Der Look, festgewachsen im letzten Jahrhundert genauso wie alles was Margaret so liebt, das Set Design sieht dementsprechend altbacken und trotzdem wunderschön aus.

Mit viel liebe zum Detail, vielen Träumen und Vorstellungen von Joanna spielt der Regisseur hier viel und macht es dankbar für den Zuschauer auch bildlich. So sehen wie die möglichen Personen welche Fanpost an ihren Lieblingsschriftsteller geschrieben haben, bildlich.

Berlinale startet ohne den großen Knall

Einer von ihnen begleitet unsere Hauptfigur durch den Film. Aber es geht auch um den Wunsch etwas erschaffen zu wollen, mehr als das zu werden, was man bereits ist; Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Joanna wächst über den Film, wird langsam erwachsen und beginnt für sich selbst einzustehen. Diese Entwicklung verfolgt man durchaus gerne. Und auch die anderen Figuren sind liebenswert durch und durch.

Der emotionale Höhepunkt jedoch bleibt mehr oder weniger aus. Es ist dann doch ein rasches abarbeiten der Höhen und Tiefen und der Entwicklung der Figur, dass sich keine Zeit genommen wird noch mehr Tiefe in die Geschichte einzubauen.

Und so bleibt von My Salinger Year nicht mehr als ein schönes warmes Gefühl, man weiß, dass man etwas gesehen hat, dass nicht abgedroschen, Kitschig ist oder irgendein Klischee erfüllt. Aber man hat auch nicht den großen Knall gespürt oder gesehen. Damit reiht sich dieser Eröffnungsfilm in all die anderen Jahre mit ein, in der man eher seicht in die Berlinale Zeit startete.


Meine Meinung:
7/10

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