Inhalt: Indy ist ein guter Hund. Treu, wachsam, eng verbunden mit seinem Herrchen. Doch als sich Todd verändert und gemeinsam mit ihm in das abgelegene Haus seines verstorbenen Großvaters zieht, spürt Indy, dass etwas nicht stimmt. Etwas Gefährliches nistet in dem neuen Zuhause und scheint es auf Todd abgesehen zu haben. Indy wird seinen besten Freund mit allen Mitteln verteidigen; denn was auch immer in diesem Haus lauert: Es kommt näher!
Ein Horrorfilm mit unverwechselbarem Blick auf die Welt
Die Augen eines Hundes können eine ganze Menge verraten. Jeder Hundebesitzer kennt diesen Moment, in dem ein einziger Blick ausreicht, um sämtliche Prinzipien für einen kleinen Moment über Bord zu werfen. Regisseur Ben Leonberg versteht diese emotionale Wirkung und setzt sie in seinem ersten Spielfilm als zentrales kreatives Mittel ein, wodurch er dem Horrorgenre eine überraschend neue, frische Perspektive verleiht.
Good Boy erzählt seine Geschichte vollständig aus der Sicht eines Hundes. Gespielt wird dieser ausdrucksstarke Protagonist von Leonbergs eigenem Nova Scotia Duck Tolling Retriever namens Indy. Leonberg spielt gekonnt mit der Wahrnehmung seines tierischen Helden. In einer der eindrucksvollsten Szenen entsteht ein gespenstischer Moment, als der Film eine extreme Nahaufnahme von Indys Auge zeigt. Das Ergebnis ist ein sowohl technisch herausragendes als auch emotionsgeladenes Bild.
Wer Probleme damit hat, Tiere in gefahrvoller Situation zu sehen, könnte hier an an seine Grenzen stoßen. Der Film nutzt seine Figuren nicht aus und ist auch nicht unnötig brutal. Die Wahl einer Hauptfigur, die nicht sprechen kann und nur durch Blicke, Winseln oder Kläffen kommuniziert, verstärkt jedoch die Wirkung in jeder noch so bedrohlichen Szene. Good Boy greift dabei auf bekannte Elemente des modernen Horrorfilms zurück.
Da sammeln sich die Schatten in den Zimmerecken. Da wird Stille langatmig ausgedehnt und mündet plötzlich in heftige Bewegungsabläufe. Da tauchen unheimliche Gestalten in alltäglichen Situationen auf. Fans von Ari Aster oder Mike Flanagan werden hier vieles wiedererkennen. Doch die Perspektive des Hundes sorgt dafür, dass die gängigen Motive eine andere Wirkung entfalten.

Ein tierischer Hauptdarsteller mit echtem Starpotenzial
Die konsequente Fokussierung auf Indys Wahrnehmung ist jedoch auch eine Herausforderung. Träume und Realität verschwimmen miteinander. Einige Sequenzen versacken in einem Durcheinander. Es ist unklar, ob Indy eine Erscheinung geträumt hat oder ob sie tatsächlich stattfand. Aber genau diese Verunsicherung scheint im Mittelpunkt der Geschichte zu stehen. Der Film lädt uns dazu ein, die Ereignisse als mögliche Manifestation eines Fluchs oder als überzogene Reaktion eines Hundes auf die bedrohliche Krankheit seines Besitzers zu interpretieren.
Unabhängig von der Interpretation ist eins klar: Indy hat eine beeindruckende Leinwandpräsenz. Seine ruhige Ausdrucksform prägt den ganzen Film. Leonberg nutzt die Stärken seines tierischen Protagonisten optimal. In einem Zeitraum von drei Jahren entstanden Aufnahmen, die zu den eindrucksvollsten Tierdarstellungen der letzten Zeit zählen. Damit hebt sich Indy deutlich von computergenerierten Figuren ab und zeigt, wie effektiv authentisches Tier-Schauspiel sein kann.
Fazit: Good Boy ist ein Independent-Horrorfilm mit einer ungewöhnlichen Perspektive und einer großartigen Hunde-Performance. Die visuelle Umsetzung dieser Hunde-Perspektive schafft eine emotionale Dichte und verleiht bekannten Horrorelementen neue Dynamik. Die erzählerische Konsistenz sorgt stellenweise für Verwirrung, und nicht jede Sequenz funktioniert perfekt. Doch der kreative Ansatz, die überzeugende Atmosphäre und der Auftritt von Indy machen den Film zu einem gelungenen Genre-Beitrag mit einer Idee, die sich mutig von der Norm abhebt.
Film Bewertung 7 / 10





