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Max Riemelt mit kamera auf einem Olakat zum Film Kopfplatzen

Film: Kopfplatzen
Regie: Savaş Ceviz
Im Kino ab: unbekannt
Länge: 99 min
FSK: 16


Filmkritik:

von Nicola Scholz

Kopfplatzen: Markus hat einen angesehenen Job als Architekt, einen guten Freundeskreis und eine Familie die hinter ihm steht. Trotz fehlender Partnerin geht es ihm eigentlich rund um gut.

Dennoch bereitet ihm etwas immer mehr Kopfzerbrechen. Denn Markus steht auf Jungs.

Ein Tabuthema in Filmformat

Immer häufiger hat er den Drang im Freibad Fotos von ihnen zu machen und diese bei sich zu Hause zu entwickeln. Bis er eines Tages sogar einem Jungen durch den Park folgt. Dann zieht jemand neues bei ihm im Haus ein. Eine junge Mutter mit einem maximal 10 jährigen Kind.

Markus will dem Kind nahe sein und als die Mutter jemanden braucht, der für eine Nacht auf ihren Sohn aufpasst erklärt sich Markus bereit dies zu tun. Er weiß, dass die Beziehung, die er zu dem Kind aufbaut gefährlich ist, aber er kann den Stimmen in seinem Kopf langsam nicht mehr nachgeben.

„Kopfplatzen“ erzählt im Grunde ein sehr wichtiges Tabuthema, dass so noch nicht auf der Leinwand zu sehen war. Aus der Perspektive des „Täters“ wird die Problematik dieser Neigung erst richtig deutlich. Und dabei versucht der Film nicht zu urteilen sondern neutral alle Seiten dieses Problems zu beleuchten.

Das schafft er allerdings nur in der ersten Hälfte des Filmes, wo er sich gezielt Markus widmet und durch immer wiederkehrende fast aus dem Ruder laufenden Momenten, ein starkes Drama erzählt. Dabei wird Markus fantastisch gespielt von Max Riemelt, welcher eben dieses Grad aufzeigt, zwischen dem was er rational über sich selbst und diese Neigung denkt und das Verlangen das ihn dennoch immer wieder befällt.

Das zeigt auch auf das diese Menschen, welche diese Neigung spüren, oftmals gar nicht diese Gedanken haben wollen, welche ihren Kopf „befallen“, das sie sich vor sich selbst ekeln.

Kontroverses Thema aus einer schwierigen Perspektive erzählt

Ceviz erzählt somit auch eine ganz neue Perspektive auf. Eben dieses Thema, das man bisher höchstens aus der „Opfer“ Perspektive betrachtet hat. Leider wird der Film gegen Ende zunehmend einnehmender. Man bekommt das Gefühl das Ceviz sich nun doch auf eine Seite schlägt und leider nicht mehr die des „Täters“ einnehmen will oder kann. Denn sehr pessimistisch wird eigentlich nur noch erzählt wie ausweglos die Lage für Menschen ist die an dieser Neigung „ leiden“. Und das ist meiner Meinung nach ziemlich daneben.

Kopfplatzen ist ein ambivalentes Drama um einen Pädosexuellen Mann.
Max Riemelt in „Kopfplatzen“ © Salzgeber

Denn immerhin versucht der Film zunächst die Position des „Täters“ einzunehmen und uns Zuschauern, die nicht wissen wie es ist an dieser Neigung „zu leiden“ eben näher zu bringen. Und dann mit einem Mal schlägt der Film um und die Stimmung kippt. Plötzlich ist Markus in aller Augen nichts mehr Wert und es gibt eigentlich nur noch einen Ausweg.

Man bedenke, dass vielleicht Menschen die eben an „Pädophilie“ leiden sich diesen Film anschauen. Mit dem Gefühl, das man versucht sie endlich zu verstehen und dann sie vor ein Ende setzt, welches in keinster Weise befriedigend ist. Selbst der Therapeut im Film macht deutlich: Für diese „Neigung“ gibt es keine Heilung.

Ein Auf und Ab ohne großen Wert

Er stellt sie gleich mit „Homosexualität“ außer eben das „Pädophilie“ eben Strafbar sei.

Die Herangehensweise an dieses Gespräch mit dem Therapeut zeigt auf das wir Menschen in diesem Themenfeld eben noch nicht so bewandert sind, das man nicht weiß was man tun kann, nur weiß das man was tun muss. In sehr ruhiger Stimmung wird der Film erzählt und fällt leider durch immer wiederkehrende nichtssagende Bilder etwas ab.

Eine stringentere Handlung und auch eine deutlichere Stellungnahme zum Thema wäre wünschenswert gewesen. So tigert „Kopfplatzen“ auf und ab und findet keinen Schluss, der ansatzweise helfen würde, weder Betroffenen noch denen, welche vielleicht betroffenen Helfen wollen würden.

Wertung: 4/10

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