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Regie: Clark Johnson | Mit Christopher Walken, Christina Ricci, Zach Braff u.a. | Kanada 2020

PERCY mit Christopher Walken und Zach Braff über den Farmer Percy Schmeiser und seinen Kampf gegen Monsanto startet am 01. Juli 2021.


Story: Was tun, wenn einen ein globaler Konzern wegen Diebstahls auf Schadensersatz verklagt? Genau diese Frage muss sich Percy Schmeiser (Christopher Walken) stellen, als er ein Schreiben des Chemieriesen Monsanto auf seiner kanadischen Farm erhält. Monsanto beschuldigt ihn, anstelle des eigenen Saatgutes den genmanipulierten Raps der Firma auf seinen Feldern zu sähen.

Die Chancen stehen schlecht für den 70-jährigen Farmer. Aber Percy lässt sich nicht einschüchtern und zieht mit Hilfe eines findigen Anwalts (Zach Braff) vor Gericht. Unterstützung erhält er dabei von einer Umweltaktivistin (Christina Ricci).

©MFA+ FilmDistribution

Film Kritik:

von Ilija Glavas

Anders als bei seiner üblichen Arbeit als Schauspieler/TV-Regisseur, leistet Regisseur Clark Johnson gute Arbeit, indem er seinen Charakteren Leben einhaucht. Er portioniert die richtige Menge an Drama, um uns bei der Stange zu halten, ohne übertrieben zu wirken oder von den (quasi) wahren Ereignissen abzulenken. 

Christopher Walken verkörpert meisterhaft mit seiner Einzigartigkeit einen lokalen, sympathischen Farmer. Die andere große Überraschung ist Zach Braff, dessen dynamische Darstellung des Kleinstadt-Anwalts einfach zum Genießen ist. Schließlich auch die Rolle von Percys Frau Louise. Zu oft ist die Rolle der Ehefrau in diesen Biopics unterentwickelt und wirkt meist wie ein Alibi, was die meisten (Ehe )- Frauen Figuren zu einem „ist-nun mal-auch-dabei-gewesen“ Charakter macht. 

Hier fühlte sie sich mehr wie ein Teil der Geschichte an, da sie die Ereignisse mit Percy erlebte und half, sein Wesen und seine Charakterzüge zu bereichern. Ein großes Lob geht daher an Roberta Maxwell, die es geschafft hat, aus dieser schwierigen Rolle viel zu machen – und nicht nur als Stichwortgeberin zu fungieren.

Christopher Walken als Percy Schmeiser im Kampf gegen Monsanto
©MFA+ FilmDistribution

Die einseitige Erzählweise verhindert Großartiges

Wo der Film versagt, ist bei der Erzählweise. Die Kontroverse im Zentrum der Geschichte sollte die wichtigste Rolle einnehmen, aber sie fühlt sich oft unter-erklärt an. Für einen Film, der auf einem berühmten und wichtigen Gerichtsfall basiert, verbringen wir schockierend wenig Zeit im Gerichtssaal. 

Leider machen diese erzählerischen Mängel traurigerweise viel Sinn, wenn wir erkennen, dass das meiste, was hier dargestellt wird, bestenfalls eine drastische Vereinfachung der wahren Begebenheiten ist – oder schlimmstenfalls reine Fiktion. Es gibt viel über diesen Prozess, was den meisten Menschen unbekannt ist. Doch anstatt die Gelegenheit zu nutzen, die wenigen bekannten Nuancen herauszuarbeiten, bekommen wir die geschönte, einseitige Klischee-Version, die bereits in den Köpfen der Allgemeinheit existiert.

Der reale Percy Schmeiser war nie in der Lage, adäquat zu erklären, wie das patentierte Saatgut des Agrochemie-Giganten Monsanto (GVO – gentechnisch veränderte Organismen) auf sein Land gelangte – oder wie es dann 98% seiner Raps-Ernte ausmachen konnte. In dem Fall ging es weniger um eine zufällige Kontamination als vielmehr darum, was Percy wissentlich anpflanzte. 

©MFA+ FilmDistribution

Das „David gegen Goliath“ Motiv, ist seit Erin Brokovich ein beliebtes Thema

Es mag als David gegen Goliath begonnen haben, aber letztendlich zog er nicht nur die Aufmerksamkeit einer einzelnen mutigen Aktivistin (eine tolle Christina Ricci) auf sich, sondern hatte die gesamte Anti-GVO-Bewegung hinter sich.

Eine Bewegung, die sich nicht nur um die Landwirte kümmert, sondern in ihrer unmissverständlichen Verurteilung der GVO-Technologie wütend gegen die Wissenschaft vorgeht. Percy war kein zurückhaltender Aktivist, eher ein sehr aggressiver, und er nahm seine Rolle als Aushängeschild für die Sache gerne an. Percy war auch nicht nur ein einfacher Landwirt.

Zusätzlich zu seiner Farm besaß er auch zwei Maschinenhandel für die Landwirtschaft. Das einzige, was wirklich auf dem Spiel stand, war das Schicksal seiner GVO-Ernte/Saatgut und er stand nie am Rande des finanziellen Ruins. 

Christina Ricci in "Percy"
©MFA+ FilmDistribution

Fehlende Nuancen und Mut in der Darstellung beider Parteien

Im Grunde genommen ist Percys gesamte Charakterisierung eine komplette Erfindung, die darauf ausgelegt ist, eine nicht hinterfragte Sympathie beim Publikum zu wecken und Monsanto als seelenlosen Konzern darzustellen, der ihn einfach nur vernichten will.

Das ist bedauerlich, denn obwohl das eine grobe Vereinfachung ist, ist die Perspektive nicht von vornherein falsch. Monsanto ist ein räuberisches Unternehmen und es ist unbestreitbar, dass aggressiv durchgesetzte Patente auf GVO-Pflanzen unzähligen lokalen Bauern geschadet haben. 



Es ist sogar fair, diese Perspektive hier einzunehmen, denn unabhängig von dem Ausmaß, in dem der echte Percy teilweise schuldig sein mag, hat er immer noch einen wichtigen Standpunkt. Der Film hätte Percy immer noch als sympathischen Charakter darstellen können, ohne alle Nuancen auszulöschen.

Unsere Spezies macht weiterhin technologische Fortschritte, die die traditionellen Abläufe verbessern. Die Frage dabei ist, wie wir die neue Zeitrechnung vorantreiben, ohne dabei auf der Strecke zu bleiben. Die Menschheit jedenfalls, wird sich dem allgegenwärtiger existenzieller Kampf stellen müssen.

Christopher Walken als Percy Schmeiser .Percy wehrte sich 6 Jahre lang vor Gericht erfolgreich gegen Monsanto.
©MFA+ FilmDistribution

FAZIT: Es ist dieser innewohnende Kampf, der den Kern von Monsanto Canada Inc. gegen Schmeiser bildet. Es ist genau dieses Dilemma, das den Fall so faszinierend macht. Monsanto hat tatsächlich auch starke Argumente – und ein mutigerer Film hätte sich nicht gescheut, sie zu präsentieren.

Das ist es, was am meisten Enttäuscht. Percy vs. Goliath (Originaltitel) ist kein schlechter Film. Doch die wertvolle Botschaft, die er aussendet, würde mit einer differenzierteren Präsentation deutlich besser zum Tragen kommen. Wertung: 6 / 10


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