Anzeige

Silend Night Poster zum Film

Genre: Drama / Endzeit-Komödie | Regie: Camille Griffin | Produktion: Großbritannien 2021 | Mit: Roman Griffin Davis, Keira Knightley, Matthew Goode, Annabelle Wallis, Rufus Jones, Kirby Howell-Baptiste, Sopé Dìrísù, Lily Rose-Depp, Lucy Punch | Laufzeit: ca. 92 Minuten | FSK: ab 12 Jahren | Erhältlich als DVD und Digital


Inhalt: Eine Gruppe alter Studienfreunde versammelt sich auf dem Landsitz von Nell (Keira Knightley) und Simon (Matthew Goode), um zum einen die Weihnachtszeit zu genießen, zum anderen aber auch einfach nur zusammen zu sein, bis irgendwann nach dem zweiten Weihnachtsfeiertag eine giftige Wolke hereinweht und alle töten wird.

© Capelight Pictures

Dieses Weihnachtsabenteuer mit Keira Knightley könnte auch schlicht „Definitiv am Arsch“ heißen. Das Regiedebüt von Autorin Camille Griffin ist eine manchmal unangenehme Mischung aus „Peter’s Friends – Freunde sind die besten Feinde“ und „Melancholia“. Es beginnt mit harmlosen weihnachtlichen Späßen, bevor es sich zu einem Weltuntergangsdrama entwickelt, bei dem die besten Freunde damit zu kämpfen haben, wie sie die verbleibenden paar Stunden ihres Lebens verbringen sollen.

Silent Night (die Macher sind sicher sauer, dass Last Christmas als Titel vergeben wurde) argumentiert, dass die Welt nicht mit einem Knall, sondern mit einem Weihnachtshit von Michael Bublé endet. Der erste Akt von Silent Night ist ein britisches Happy Chill, bei dem eine Gruppe von alten, verheirateten Privatschulfreunden über die Feiertage in einer Landhausvilla von Nell (Keira Knightley) und Simon (Matthew Goode) zusammenkommt.

Da sind die flirtwillige Sandra (Annabelle Wallis) und ihr entmannter Gatte Tony (Rufus Jones), der trinkfreudige Alex (Kirby Howell-Baptiste). Dazu gesellen sich der nette Arzt James (Sopé Dìrísù) und die jüngere obligatorische Außenseiterin Sophie (Lily Rose-Depp) und die schimpfende Bella (Lucy Punch).

Keira Knightley hebt das Glas zum Tost auf die Weihanchstgäste im Film Silent Night
Ein Prosit der Gemütlichkeit – kurz vor dem Weltuntergang in „Silent Night“ © Altitude Films

Kinder haben ihren eigenen Kopf

Diese ersten Szenen sind der übliche Wiedersehensfilm-Quatsch: lang verdrängte Gefühle und verborgene Feindseligkeiten, ein Joint im Gewächshaus, das Lachen über alte Fotos. Dazwischen gibt es Weihnachtspannen (ein Desaster mit klebrigem Toffee-Pudding), bockige Kinder und Pannen beim Kochen (Blut auf den Karotten ist ein Hinweis auf die kommende Katastrophe).

In diesem Stadium fühlen sich die Charaktere sehr dünn an. Es fällt schwer herauszufinden, warum sie befreundet sind, geschweige denn die Feiertage miteinander verbringen. Die Dynamik fühlt sich erzwungen an, und ihre Sorgen und Konflikte wirken inkonsequent. Doch nach und nach setzt sich Silent Night durch.

Chris Hemsworth im ersten Foto zu „Extraction: Tyler Rake 2“

Nach einer lustigen Version des Tischgebetes zum Weihnachtsessen kommt der eigentliche Knackpunkt zum Vorschein: Es sind Wirbelstürme unterwegs, die ein tödliches Gift mit sich führen, welches einen langsamen, qualvollen Tod herbeiführt. Die Regierung hat Selbstmordpillen für einen schmerzfreien Tod verteilt.

Was folgt, ist eine nachdenkliche Dramatisierung der unterschiedlichen Haltungen gegenüber Umweltkatastrophen und dem drohenden Untergang, die von einer unbekannten Quelle ausgeht. Während die Eltern sich streiten und ihre Sorgen zu Irene Caras „Fame“ wegtanzen, ist es an Nells ältestem Sohn Art (Roman Griffin Davis von Jojo Rabbit, zugleich Sohn der Regisseurin), das von der Regierung verordnete Todesurteil in Frage zu stellen und zu überlegen, ob er das Risiko eingehen soll.

Silent Night Filmszene mit Matthew Goode und Keira Knightley
Die Ruhe vor dem Sturm in „Silent Night“ © Altitude Films

Ein Blick in die eigenen Abgründe

Griffin umkreist Ideen über die Sinnlosigkeit von Klasse und Privilegien im Angesicht des Vergessens, aber die Kritik fühlt sich stumpf an. Doch dank der beunruhigenden und berührenden Orchestermusik von Lorne Balfe und Griffins klarem, leidenschaftslosem Ton liefert der Film starke Momente (Trudie Styler in einer bewegenden Szenen als Nells Mutter per Videoanruf), die sich zu einer emotionalen Kraft verdichten, was im ersten Drittel nur schwer vorstellbar schien.

Unter den Darstellern ragt Knightley heraus, die als gestresste Gastgeberin beginnt, die sich Sorgen macht, weil sie nur eine Kartoffel pro Person zulässt, und dann eine eisenharte Seite zeigt, wenn sie mit schwierigen Umständen konfrontiert wird. Der Rest der talentierten Darsteller hat nur sehr wenig zu tun, so dass man sich fragt, wie gut Stille Nacht mit facettenreicheren, überzeugenderen Charakteren hätte werden können. Wenn es zum Armageddon kommt, ist die Wahl der Gefährten das A und O.

Fazit: Nach einem unbefriedigenden Start als Komödie zeigt sich Silent Night als ambitioniertes, nachdenkliches Kammerspiel darüber, was es bedeutet, sich mit den eigenen Abgründen auseinanderzusetzen. Fröhliche Weihnachten, alle zusammen! Film Bewertung: 6 / 10

Anzeige