Anzeige

Follow Me Horrorfilm Trailer Online

Follow Me
Erscheinungsdatum: 20.08.20
Laufzeit: 98 Min
Regie/Drehbuch: Will Wernick


„Ich möchte ein Spiel spielen“

Wernick scheint wie viele andere eine Affinität für Escape Räume entwickelt zu haben. Der Trend aus Japan, der in Deutschland mittlerweile schon seit 5 Jahren fester Bestandteil des Freizeitgewerbes ist, hat ihn bereits zu einem früheren Werk dieses Themenbereichs motiviert. Ein besonders beängstigendes Szenario ist, wenn man die Grenze zwischen substanziellem und fiktivem Setting nicht mehr unterscheiden kann. In eben solches wird Influencer Cole (Keegan Allen) versetzt- nur diesmal ohne Notfallknöpfe.


Filmaussschnitt aus Follow Me
©Capelight Pictures


Story: Cole administriert überaus erfolgreich den VLOG „Escape from life“ mit 13 Millionen Followern bereits seit jüngster Teenie Zeit. Dabei gilt es, lebensbedrohliche Situationen mit seiner Community zu teilen, wie etwa lebendig begraben zu werden oder verrückte Stunts zu fabrizieren. Seine Freunde überraschen ihn zu seinem 10-jährigen Schaffensjubiläum mit einem Kurztrip nach Moskau, um dort ein Escape Game zu spielen. Wenig überzeugt nimmt er die Reise mit ihnen auf, um vom dubiosen russischen Oligarchen Alexei in Empfang genommen zu werden.

[adrotate banner=“3″]

In höchster Luxuxsmanier werden die Freunde unterhalten, bis sich immer öfter merkwürdige Begegnungen häufen. Dies hält Cole nicht davon ab, jede Sekunde seines Trips für seine Fans zu dokumentieren. Als es dann endlich zum geplanten Escape Game kommt, wartet ihm und seinen Freunden jedoch eine böse Überraschung auf, die nichts mehr mit Zahlencodes zu tun hat.


Szenenbild aus „Follow Me“ ©Capelight Pictures

Film Kritik:

von Georg Reinke

Logan Paul meets Escape Game in Russland

Der Titel „Follow me“ wird dem ersten Drittel des Films absolut gerecht. Auch wenn augenscheinlich keine Gesellschaftskritik intendiert ist, landet Wernick eine Punktladung mit seiner Karikatur der Social Media Kultur. Schmerzhaft vertraut ist das überzeugende narzisstisch-hedonistische Gebaren Coles, dessen Reise keine für ihn, sondern für seine Fans ist. Dass dies auch seiner Freundin Eren (Holland Roden) missfällt, überrascht nicht, da auch sie Werkzeug seiner Medienpräsenz wird.

Allen schafft es dabei hervorragend, dieses glaubwürdige Abziehbild zu karikieren, was sich aber auch gleichzeitig etwas kontraproduktiv auf das affektive Empfinden des Zuschauers auswirkt. Das Charakter- und Minenspiel der Schauspieler ist keineswegs schlecht, doch durch die zweckgerichteten oberflächlichen Persönlichkeiten findet kaum ein Emotionalisieren statt, wodurch dem Zuschauer das Schicksal der Protagonisten auch gänzlich egal ist.

Dieses Faktum ist an sich auch kein Negativaspekt, wenn man bedenkt, wie zeitgenössische Horrorfilme häufig krampfhaft versuchen, einen empathisierenden Korpus zu generieren und oft dem Kitsch verfallen. „Follow Me“ versucht dies (größtenteils) gar nicht erst und das tut dem Film auch überhaupt nicht schlecht. Durch Phasen rhythmisch gut angelegter Montage entsteht auch so die nötige Spannung.


Szenenbild aus „Follow Me“ ©Capelight Pictures

Kein neues Saw

Was der Film jedoch nicht schafft, ist eine größere Distanz zu vorrangegangen Werken zu schaffen. Ob „Hostel“ oder „The Cube“, „Follow me“ wirkt wie ein Remix älterer B-Movies. Die Escape Game Rätsel bringen zwar teils die nötige Raffinesse mit sich, aber auch die schmecken häufig wie in der Mikrowelle aufgewärmte Suppe vom Vortag. Erfolglos wird das Rätsel aus „Stirb langsam 3“ selbstironisch persifliert, Schlüssel aus einem Körper rauszuschneiden – kennt man schon.

Dass der Escape Game Abschnitt des Films nicht das primäre Anliegen ist, stellt sich zwar schnell fest, nimmt aber doch genügend Screentime in Anspruch, als dass man ein wenig mehr Cleverness für das Rätseldesign hätte aufbringen können. Auch der erste Akt ist viel zu lang geraten. Die Exposition hat sich bereits geschickt in der kurzen Vorführung einer seiner Blogvideos eingewoben, der Aufreißer rund um deren Russland Aufenthalt zieht sich recht lang, besonders in Relation zu dem Rest des Films.

Dass er dabei in drei unterschiedliche Genreklassifikationen fällt (Mystery, Horror, Torture) fällt nicht negativ ins Gewicht, da die Symbiose dieser Elemente an sich gut funktioniert. Doch die Stärke liegt definitiv im letzten Teil, dieser hätte stärker ausgebaut werden können, um besagten Filmvorlagen vorzukommen. Ebenso verhält es sich mit den Dialogen, die größtenteils absolut flach und belanglos ausfallen. In einem B-Horror Movie ist dies aber auch nicht ungewöhnlich, trotzdem wünscht man sich natürlich immer wieder etwas mehr Progressivität diesbezüglich.


Szenenbild aus „Follow Me“ ©Capelight Pictures

Böses Finale

Was noch erwähnenswert ist, sind die Nebendarsteller, die es zu keinem Zeitpunkt schaffen, einen Fingerhut an Sympathie zu transferieren.

Dadurch entzieht sich die Wirkung der Folterszenen und reduziert die Spannung, welche von besser gezeichneten Gruppenmitgliedern weiter hätte ausgebaut werden können.

Dies liegt mitnichten an den Schauspielern, der Großteil des Casts hat sich bereits in diversen Serienformaten etablieren können. Der Twist zum Schluss funktioniert und funktioniert auch wieder nicht. Für Genrekenner wird sich hier keine bahnbrechende Überraschung auftun, hat aber an sich eine starke Wirkung.

Andererseits kreiert die finale Wendung retrospektiv mehr Logiklöcher als es Trainingssequenzen in den Rocky Filmen gibt. Dadurch, dass man während des Films auch keine Hinweise auf den Twist bekommt, fehlt ein wenig das Element des Mitratens. Trotzdem kommt er fies.


Szenenbild aus „Follow Me“ ©Capelight Pictures

Fazit: „Follow Me“ weis zu unterhalten, das lässt sich nicht bestreiten, überwindet jedoch leider nie die Innovation vorrangegangener Werke. Zudem bedient er sich gleichzeitig zu sehr an diesen, wodurch man durchgängig von einem Gefühl des Dejá Vu ́s begleitet wird. Es fehlt eine raffinierte Prämisse, so wie bei „The Cube“, dramaturgische Elemente wie bei „The Game“ oder die Härte von „Hostel“.

Sowohl Schauspiel als auch audiovisuelle Technik gelingen gut, letztendlich ist es die Story bzw. das Drehbuch selbst, welches größere Makel aufweist. Trotzdem bleibt „Follow me“ ein kurzweiliger Film, den man sich mal anschauen und am besten nicht hinterfragen sollte.

Vor diesem Hintergrund und für Fans von kleineren B-Movies stellt er definitiv sein Unterhaltungspotential zur Schau, auch wenn er dem Zuschauer keine allzu schweren Rätsel aufgibt.

Wertung: 6/10


Filmtrailer: „Follow Me“

© Capelight Pictures

Weitere Kritiken:



Anzeige