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Chris Hemsworth als Söldner auf einem Filmplakat knieend. Der Film heisst Tyler Rake Extraction

Inhalt: Extraction: Tyler Rake (Chris Hemsworth) ist ein kampferprobter Söldner, der nichts mehr zu verlieren hat und auch illegale Aufträge annimmt. Bei einem neuen Auftrag soll er den entführten Sohn eines inhaftierten internationalen Gangsterbosses ( Ovi Senior ) befreien. Ovi-Junior wurde von einem anderen Syndikat nach Bangladesch verschleppt.

©Netflix

Film Kritik:

„Du ertrinkst nicht weil du ins Wasser springst, sondern weil du unter der Oberfläche bleibst – Filmzitat aus „Tyler Rake: Extraction“


Netflix ‚Extraction enthält knallhart-dynamische Actionsequenzen und einen engagierten Chris Hemsworth, rettet damit aber ein mit Klischees durchsetztes Drehbuch nicht.

Die erste Dialogzeile, die Chris Hemsworth in Extraction führt, lautet wörtlich „Hold my Beer“. Er hat es satt,  hinter seiner Sonnenbrille sitzend, seinen Gedanken nachzuhängen. Um dann kurzerhand von einer Klippe in den See zu springen, damit er unter der Wasseroberfläche noch mehr nachdenken kann.

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Die Geschichte dreht sich um einen Söldner mit einem Herz aus Gold und einem toten Sohn als Background Story. Das wäre Hemsworth‘ Tyler Rake, wenn er nicht gerade in Aquaman’s Territorium eindringt. Oder einen anderen Jungen zu retten versucht und sich so den Preis der Erlösung erhofft.


Extraction
Tyler Rake ( Hemsworth ) in einer Rettungsmission für Ovi jr. ©Netflix

Simple Story trifft auf Action Feuerwerk

Tyler’s erster Satz passt zum Film. Sowohl im Guten und definitiv auch zum Schlechten. Sam Hargraves‘ Extraction funktioniert eher wie die Actionfilme von Sylvester Stallone oder Chuck Norris, die in den 80er und 90er Jahren die Kinos dominierten. Simple He-Man Archetypen anstelle von Hintergrundgeschichten und vollgepumpt mit Klischees, die als Story herhalten müssen. Muss nichts schlechtes heißen. Und das ist es für Action Fans auch nicht. Extraction bietet nichts anderes als ein bebildertes, ohrenbetäubendes – Action – Crash- Boom – Bang – Klischee.

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Wenn man bedenkt, das gelegentliche Action-Choreografien und Versatzstücke, die besten Momenten des Films liefern – fühlen sich die hölzernen Charakter Momente erzwungen an. Damit wären wir auch schon beim Herzstück, dieses Actioner’s: Phänomenale Action – Sequenzen. Simple Story. Innerhalb von 20 Minuten geht es bei „Extraction“ darum, dass Tyler Ovi (Rudhraksh Jaiswal) schützt, indem er von Punkt A nach Punkt B gelangt. Und sich dabei durch die abgeriegelte Stadt Dhaka gegen eine Übermacht an Soldaten, Kindersoldaten und Polizei behaupten muss.

Ein One Take Shot der Extraklasse belebt die beliebige Action

Damit ist der Zuschauer bis zur letzten Einstellung dem löchrigen Plot immer einen Schritt voraus – und sieht den Twist meilenweit kommen. Fehlende Substanz versucht man mit idyllischen Aufnahmen der Vergangenheit des Supersoldaten (mit einem toten Sohn anstelle einer Frau) auszufüllen. Selbst der beliebte „Armeekumpel“ (David Harbour ), dem Tyler auf dem Weg begegnet, hat einen Platz im Script.

Das ganze verrührt mit John Wick Action und garniert mit brutalem Nahkampf und fertig wäre die Rezeptur des soliden Netflix-Actioners. Das ganze Spektakel läuft 103 Netto Film Minuten – Abspann 14 Minuten – in denen es richtig zu Sache geht. Dabei wird es gnadenlos blutig und brutal.

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Die beste Action Sequenz ist eine atemberaubende, ca.12-minütige Verfolgungsjagd, die in einer „One-Take“ – Einstellung daherkommt. Seit Sam Mendes ‚1917 beliebter denn je, bringt Hargrave es auf ein neues halsbrecherisches Extrem, indem er eine ununterbrochene Sequenz bietet, die mehrere Auto Kollisionen, Adrenalin-treibende „Zu Fuß“-jagden durch ein Dhaka-Mietshaus, Schießereien und Faustkämpfe umfasst.

Der Start auf dem Rücksitz eines Autos, wäre auf der Kinoleinwand ein richtig starkes Stück gewesen. Allerdings nur für schwindelfreie Zuschauer. Anschnallen und genießen. Die Aufnahmeperspektive ist spektakulär.


Chris Hemsowrth und Randeep Hooda im Zweikampf.
Tyler Rake ( Hemsworth ) im Kampf gegen Saju ( Randeep Hooda )
Action in den Straßen von Dhaka

Randeep Hooda als Action- Überraschung

Hemsworth und seine Gegner müssen sogar ihre körperliche Qual verdrängen, da Körperschläge und Messerstöße höflich unterbrochen werden, weil Fahrradfahrer und realer Autoverkehr ständig eingreifen. Es ist die Art von cleverer Action mit R-Rating, die ohne Umwege und vertrackter Schnitte inszeniert wurde. Dazu gesellt sich der indische Filmstar Randeep Hooda. Er ist in seiner Rolle, als Leibwächter Saju, Hemsworth ebenbürtig und liefert die wenige Tiefe, die beide Charaktere haben, mit. Es knallt und scheppert, wenn diese beiden aufeinander treffen.

In den besten Momenten wie diesem, oder einem Showdown im dritten Akt auf einer verkehrsberuhigten Brücke – kratzt Extraction an der Art von Action, die in Kinos leider selten zu sehen ist. Und wird ironischerweise durch die Art von Filmen ersetzt, in denen sich Hargrave seinen Namen als Stuntdouble – und Stuntkoordinator gemacht hate. Einschließlich Captain America: Civil War, Avengers: Infinity War und Avengers: Endgame.

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Joe Russo ( Endgame Regie ) hat sogar das Drehbuch für das Netflix-Original geschrieben, welches wiederum auf dem Graphic Novel „Ciudad“ basiert. Spaß macht es allemal. Mehr muss es manchmal auch nicht sein. Auch wenn 90 Minuten gereicht hätten.

Fazit: Trotz einiger Längen ist Extraction ein fulminanter Action Sprint für das heimische Wohnzimmer. Er versucht erst gar nicht seine Plot Schwäche zu Kaschieren, sondern bleibt sich konsequent treu. Wer von Rambo oder anderen Action Filmen enttäuscht war, wird den gradlinigen Kracher mögen. Wer Tiefe und Story im Chaos von Bangladesch sucht- der sucht die Nadel im falschen Heuhaufen.

Film Bewertung: 6.5 / 10

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