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War Sailor Filmposter

Genre: Drama | Produktion: Norwegen 2022 | Laufzeit: ca 150 Minuten | Regie:  Gunnar Vikene

Mit: Kristoffer Joner, Pål Sverre Hagen, Ine Marie Wilman u.a


Inhalt: Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt das packende Kriegsepos WAR SAILOR vom entschlossenen Überlebenskampf zweier ziviler Seefahrer. Alfred Garnes und sein Jugendfreund Sigbjörn Kvalen arbeiten auf einem Handelsschiff mitten im Atlantik, als der Zweite Weltkrieg ausbricht. Als unbewaffnete Zivilisten geraten sie plötzlich zwischen die Fronten und müssen jederzeit damit rechnen, dass sie von einem deutschen U-Boot angegriffen werden.

© DCM

Der Krieg erwischt dich ohne Vorwarnung. Wer hier gegen wen kämpft, spielt keine Rolle mehr. Zu
Land, zu Wasser und auch in der Luft – keiner kann sich dem Schrecken entziehen.

Der norwegische Regisseur Gunnar Vikene zeigt die Tragik des Krieges exemplarisch an dem dreifachen Vater Alfred Garnes (Kristoffer Joner) aus Bergen. Dieser bricht gemeinsam mit seinem besten Freund Sigbjørn Kvalen (Pål Sverre Hagen) auf, um für einige Zeit auf einem Handelsschiff im Atlantik zu arbeiten.

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Der 2. Weltkrieg hat da bereits begonnen, ist in Norwegen aber noch nicht angekommen. Die älteste Tochter Magdeli (Henrikke Lund Olsen) ahnt aber bereits die lauernden Gefahren – Alfred bricht aufgrund der finanziellen Sorgen der Familie dennoch auf.

 Alfred (Kristoffer Joner)
© Mark Cassar, Mer Film, DCM
Alfred (Kristoffer Joner) © Mark Cassar, Mer Film, DCM

Die filmische Darstellung der Besatzer fällt nüchtern aus

Während die meisten Kriegsfilme den Blick auf die beteiligten Soldaten werfen, bleibt Vikene von Anfang bis Ende dicht bei Alfred und seiner Familie. Schon nach kurzer Zeit wird klar, dass er und Sigbjørn nicht weiter einfach auf einem Handelsschiff als Seemänner arbeiten werden.

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Nachdem Deutschland im April 1940 auch in Norwegen einmarschiert ist, wird Alfred, und mit ihm einige
andere Arbeiter des Schiffs, eingezogen. Sie sollen ab jetzt auf einem Frachtschiff der Alliierten dienen und Munition liefern. Währenddessen schlägt sich Alfreds Frau Cecilia (Ine Marie Wilmann) zusammen mit ihren drei Kindern durch den beschwerlichen Alltag.

Die Deutschen haben Bergen bereits besetzt. Die filmische Darstellung der Besatzer fällt nüchtern aus. Kein Fokus auf Gräueltaten der Nazis – sie sind einfach da.

(L-R Hanna (Alexandra Gjerpen), Sigbjörn (Pål Sverre Hagen), Alfred (Kristoffer Joner)
Hanna (Alexandra Gjerpen), Sigbjörn (Pål Sverre Hagen), Alfred (Kristoffer Joner) © Roxana Reiss DCM

Unfreiwillig freiwillig

Der moralische Druck, der auf den Seeleuten lastet, ist enorm. Wer sich dem Krieg entziehen will, wird geächtet. Auch Alfred und Sigbjørn ziehen eine Flucht in Erwägung, gehen dann aber doch widerwillig ihren Pflichten nach. Nicht nur der gesellschaftliche Druck lastet auf den Schultern der Beteiligten. Immer wieder peitschen Wassermassen auf die Protagonisten ein. Jede Überfahrt könnte die Letzte sein. Dabei springt der Film zwischen Orten, Zeiten und Personen. Menschen sterben fast schon beiläufig.

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Einen Moment der Ruhe suchen sowohl die Figuren als auch die Zuschauer vergeblich. Ausgerechnet als Alfreds Schiff von Flugzeugen angegriffen und zerstört wird, kommt es zu etwas wie Stille, während sie auf Treibgut ausharren und fast verhungern. Beinahe zeitgleich wird Bergen ebenfalls von Bombern zerstört und wir verfolgen das Chaos der Familie Alfreds. Was bleibt? Verwirrung und Missverständnisse.

Niemand weiß mehr um das wahre Schicksal der anderen. So vergehen im Film Monate und Jahre. Die Frage im Raum: Schaffen es Alfred und sein Freundlebend nachhause? Aber selbst als „War Sailor“ uns die Antwort darauf liefert, scheint der Krieg allgegenwärtig – von nun an in den Köpfen der Menschen.

Alfred (Kristoffer Joner) hängt am zerbombten Schiff.
Alfred (Kristoffer Joner) © Roxana Reiss, Mer Film, DCM

Kurze Romanze, langer Film

Zwischendurch flammt eine Liebesbeziehung zwischen zwei Figuren auf, die allerdings in Anbetracht der Gesamtlänge des Films nur einen Bruchteil ausmacht. Letztendlich hätte der Film da bereits beendet sein können, aber Vikene scheint die Auswirkungen des Krieges auf die Einzelpersonen hervorheben zu wollen.

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Doch auch dann ist der Film noch nicht zu Ende und versetzt uns in die 1970er Jahre. So umfasst „War Sailor“ eine Zeitspanne von über 30 Jahren. Da verwundert es nicht, dass der Spielfilm auf eine Länge von etwa 150 Minuten kommt. Minuten voller gewaltiger Bilder und Emotionen, aber auch der Frage, wo das Ende zu setzen ist.

Fazit: Aus der Erzählung von Einzelschicksalen inmitten des Krieges wird mit zunehmender Dauer ein (Kurz)film über die folgenden psychischen und zwischenmenschlichen Konflikte. Ein bewegendes Filmdrama mit leidenschaftlichen Schauspielern, das eine halbe Stunde kürzer hätte sein können.

Film Bewertung: 7 / 10

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